2021 11 30 Lnen Sr LuisaQuelle:Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Zwei spannende Unterrichtsstunden erlebten Schülerinnen und Schüler der Q1 sowie der Q2 in ihren Spanischkursen an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Lünen. Sie lernten Schwester Maria Luisa Silverio aus Mexiko kennen. Die Ordensfrau, die der Gemeinschaft der Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu angehört, leitet das Migrantenhaus „El Samaritano“ in Bojay in der Nähe der Stadt Tula. 

Aus erster Hand erhielten die Schülerinnen und Schüler Informationen über verschiedene Fluchtbewegungen in Lateinamerika. Eine Route führt dabei durch Mexiko. Menschen beispielsweise aus Honduras, Guatemala, Nicaragua und vermehrt aus Haiti verlassen ihre Heimat inzwischen nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen, sondern seit dem Hurrikan Eta im November 2020 auch aus klimatischen Gründen, berichtete Schwester Maria Luisa.

„Sie machen sich auf den Weg, um ihrem Traum von einem vermeintlich besseren Leben in den USA näher zu kommen. Doch sie erleben den mexikanischen Albtraum“, erklärte die 49-Jährige. Tausende Migranten würden auf die Güterzüge aufspringen, die Mexiko in Richtung USA durchqueren. Ein gefährliches Unterfangen. Zudem seien sie kriminell organisierten Banden wie Menschen-, Drogen- oder Organhändlern schutzlos ausgeliefert. „Acht von zehn Frauen und auch viele Kinder werden während ihrer Flucht vergewaltigt und missbraucht“, nannte sie erschütternde Fakten. 

Nur 30 Meter von den Bahngleisen der Güterzüge entfernt, liegt das Migrantenhaus „El Samaritano“. Hier haben es sich die Schwestern zur Aufgabe gemacht, den Migranten einen Platz zu schaffen, an dem sie auftanken können. „Wir leisten humanitäre Hilfe. Das ist unser Ziel. Die Migranten werden bei uns registriert, bekommen Essen und Kleidung, können sich duschen und durchatmen. Wenn es notwendig ist, erhalten sie auch medizinische Hilfe“, berichtete Schwester Maria Luisa. Ein bis drei Tage verbrächten die Menschen in dem Haus, um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen. „Wenn es medizinisch erforderlich ist, dann auch länger“, fügte sie hinzu. 

Normalerweise registrieren die vier Schwestern, die sich um die Migranten kümmern, zwischen 13.000 und 15.000 Menschen jährlich. „Im letzten Jahr waren es nur 6000 wegen Corona-Pandemie“, sagte die Ordensfrau. Sie hätten sie an der Hilfe festgehalten. Zwar sei das Gebäude gesperrt gewesen, jedoch hätten sie den Menschen mit Erste-Hilfe-Kits, Lunchpaketen und Decken für die Übernachtung im Freien geholfen. Während dieser Zeit hätten sie auch die Unterstützung von Freiwilligen nicht in Anspruch nehmen können. „Das wäre zu gefährlich gewesen“, sagte sie. Vor der Pandemie hätten immer wieder auch Freiwillige aus dem Bistum Münster in dem Migrantenhaus mitgearbeitet. So wie Katharina Wortberg von der Fachstelle Weltkirche, die Schwester Maria Luisa bei ihrem Besuch im Bistum Münster in diesen Tagen begleitet. Aber auch Spanischlehrerin Johanna Starp hat sich als Freiwillige vor elf Jahren im mexikanischen Cardonal zwölf Monate im Rahmen des entwicklungspolitischen Förderprogramms „weltwärts“ engagiert. Die Bistümer Tula und Münster verbindet seit 51 Jahren eine intensive Partnerschaft. 

Unterstützung erhalte das Migrantenhaus in vielfältiger Weise. Sei es von den Pfarrgemeinden in der Nähe des Hauses oder auch aus dem Ausland. So beispielsweise von der Stiftung Mexiko-Hilfe der Canisianer, dem Bistum Münster, dem Verein „Animo“ aus Münster, in dem sich ehemalige Freiwillige zusammengeschlossen haben, und dem katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, dessen Weihnachtsaktion am vergangenen Wochenende in Münster eröffnet wurde. Im Rahmen dieser Aktion sind Schwester Maria Luisa und Padre Miguel Angel Rangel in diesen Tagen unterwegs und informieren über ihre Arbeit. 

Quelle: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

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